Foto: VBlock / Pixabay Link:https://pixabay.com/de/users/vblock-11563306/

Prozess zum mutmaßlichen Brandanschlag auf Jugendzentrum „Die Friese“ (2020) hat begonnen

20.01.2025, Lesedauer: 3 Min

Kann fünf Jahre nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf ein Jugendzentrum die Tat noch vollständig rekonstruiert werden?

Am Landgericht in Bremen hat jetzt der Prozess um den Vorfall im alternativen Jugendzentrum „Die Friese“ begonnen.

Im Fokus steht dabei auch das Thema Rechtsextremismus, da nach Angaben der Staatsanwaltschaft alle drei Angeklagten der rechtsextremen Szene zugerechnet werden.ist gleichzeitig ein

Was laut Anklage geschehen sein soll

In der Nacht auf den 16.02.2020 fand im Erdgeschoss des Jugendzentrums ein Konzert statt, bei dem zwei belgische Künstler vor rund 33 Gästen auftraten. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sollen sich drei polizeibekannte Personen heimlich Zugang zum Café im ersten Stock des Gebäudes verschafft und dort Kleidungsstücke angezündet haben. Das Feuer griff den Vorwürfen zufolge rasch auf umliegende Möbelstücke über und verursachte einen Sachschaden von etwa 180.000 Euro. Laut Anklage nahmen die mutmaßlichen Täter dabei in Kauf, dass die feiernden Menschen im darunterliegenden Raum verletzt werden könnten. Glücklicherweise bemerkten Konzertbesucher das Feuer frühzeitig, sodass es von der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Dennoch sollen einige Betroffene noch immer unter psychischen und körperlichen Folgen leiden.

 

Der Prozess vor dem Landgericht Bremen hat begonnen

Erst rund fünf Jahre nach der Tat müssen sich die drei Angeklagten nun vor dem Landgericht verantworten. Der erste Verhandlungstag endete bereits kurz nach der Verlesung der Anklageschrift. Bei den kommenden Verhandlungsterminen könnte es jedoch spannender werden: Ein Verteidiger kündigte an, dass sein Mandant sich weitestgehend geständig zeigen wolle. Auch die beiden anderen Angeklagten haben erklärt, sich äußern zu wollen.

 

Vorwurf mangelnder Ermittlungsbereitschaft und Ermittlungspannen

Die Rechtsanwälte der Nebenklage, die die Betroffenen vertreten, werfen Polizei und Staatsanwaltschaft vor, bei den Ermittlungen zu zögerlich gewesen zu sein. So seien unter anderem Aufkleber einer rechtsextremen Kleinstpartei sichergestellt worden, die auf die mutmaßlichen Täter hingedeutet hätten. Dennoch erfolgten Hausdurchsuchungen bei den Angeklagten nach Angaben der Nebenklage erst etwa eineinhalb Jahre später. Dabei seien zudem viele rechtsextremistische Indizien nicht als relevant eingestuft worden. Aus Sicht der Anwälte wurde ein mögliches rechtsterroristisches Motiv für die Tat nicht erkannt oder nicht weiterverfolgt. Sie kritisieren sowohl handwerkliche Fehler als auch lange Phasen der Untätigkeit seitens der Behörden, die nun auch im Prozess thematisiert werden sollen.

Stellungnahme des VBRG

Der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) stuft den Vorfall im Jugendzentrum „Die Friese“ als weiteren Akt rechtsextrem motivierter Gewalt ein, der seiner Ansicht nach nicht angemessen von den Behörden adressiert worden sei. Insgesamt, so der Verband, werde das Ausmaß rechtsextremistischer Brandanschläge in Deutschland von den zuständigen Stellen nach wie vor unterschätzt.

 

So geht es vor dem Landgericht weiter

Für das Verfahren sind bis Ende Mai insgesamt 17 weitere Verhandlungstage angesetzt. Aufgrund der angekündigten Geständnisse könnte es jedoch zu verfahrensverkürzenden Absprachen zwischen Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage kommen, sodass sich die Prozessdauer womöglich verkürzt. Ob und in welcher Form das Thema Rechtsextremismus im Verlauf der Verhandlung noch stärker in den Mittelpunkt rücken wird, ist derzeit offen.

 

Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung

Um die Nebenklage optimal vertreten zu können, haben Betroffene und Kläger über eine Spendenplattform um finanzielle Unterstützung gebeten. Bereits jetzt sind nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Euro eingegangen. Dadurch können die Prozessbeteiligten ihre anwaltliche Vertretung finanzieren. Wer die Betroffenen des mutmaßlichen Brandanschlags unterstützen möchte, findet auf der genannten Plattform weitere Informationen und erhält bei Bedarf eine Spendenquittung.

(Hinweis: Alle hier geschilderten Tatvorwürfe beruhen auf der Anklage der Staatsanwaltschaft. Ein rechtskräftiges Urteil liegt zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht vor. Die Unschuldsvermutung gilt für alle Angeklagten.)

 

Weitere Links zum Anschlag und Stellungnahme der Friese (2020) auf der Website der Friese:

http://www.diefriese.de/de/ueber-uns.html

Unterstütze Bandliste Bremen (Lokales Bandmagazin) mit einer Paypal Spende:

© 2021 Bandliste-Bremen.de - Alle Rechte vorbehalten