FEAR CONNECTION – Interview mit Frontmann Rolf Quast
02.07.2022, Markus Schaedel, Lesedauer: 5 Min
Ein Gespenst geht um in Deutschlands Metalforen. Es ist bunt, ziemlich hässlich und ziert das Cover des Debütalbums der Bremer Deathmetaller ‚Fear Connection‘. „Progeny of a Social Disease“, so der Titel des Albums erfreut sich seit seinem Erscheinen (Oktober 2021) ziemlich hoher Beliebtheit, fast überall wo man Metal rezensiert. Das Metalforum Powermetal.de bezeichnete es als sogar „eines der besten Death-Metal-Scheiben des Jahres“ (2021) und das zu Recht wie ich finde, denn das Debüt schafft es Genres wie Thrash-, Deathmetal, Punk und D-Beat zu etwas zu verschmelzen, das Eins ist und das weist auf Einiges an Erfahrung, Geschmack und Können hin. Die sozialkritischen Texte (u. a. um Populismus oder wieder aufkeimendes Nazitum) machen den Longplayer obendrein zu einem echten gesellschaftlichen Statement des Hier und Jetzt.
Aber was weiß man bis jetzt eigentlich über ‚Fear Connection‘? Eigentlich erstaunlich wenig: Die 4 Mitglieder stammen aus Bremer Death-Metal-Bands wie Ctulu und Gut Absorber, haben 2018 ihre Debüt-EP „Raging Terror“ veröffentlicht und werden dieses Jahr (2022) beim Hellseatic Festival in Bremen spielen. Immer noch rec ht wenig, gemessen an der Qualität des Albums. Im Interview mit Frontmann Rolf Quast habe ich versucht, noch etwas mehr über die Band und das Album zu erfahren.
Die sehr guten Rezensionen in Metalforen reissen seit der VÖ, am 1.Okt ´21 noch gar nicht so richtig ab. Wie sehr hat euch das gute Feedback überrascht ?
Wir sind natürlich mehr als zufrieden und auch in gewisser Weise überrascht von den guten bis sehr guten Reviews und freuen uns über das Feedback, welches wir auch von Käufern der CD oder LP bekommen. Also auch Leute, die wir nicht kennen bzw. nicht aus unserem Freundes- / Bekanntenkreis kommen, schicken uns nach Erhalt ihrer Bestellung noch Nachrichten, wie gut sie das Album finden.
Wir haben aber auch alle von Anfang an an das Material geglaubt und natürlich gehofft, das es nach der langen Zeit zwischen Aufnahme und VÖ immer noch zündet. Für uns hat es in all der Zeit nichts an Intensität verloren.
Ist euch seit VÖ des Albums noch mehr Positives passiert ?
Es fehlten natürlich leider die Konzerte, um das Album entsprechend promoten zu können, aber dadurch, das die Presse so positiv war, haben trotzdem viele Leute, die uns noch nicht live gesehen haben, das Album über unsere Bandcamp Seite gekauft. Das hat uns natürlich sehr gefreut.
Allgemein denke ich, das wir viel positiven Zuspruch bekommen haben, der uns natürlich sehr motiviert hat, in dieser schwierigen Zeit trotzdem weiter Vollgas zu geben und weiter an neuen Ideen und Songs für ein kommendes Album zu arbeiten.
Wie hat sich die aktuelle Formation ´Fear Connection´ gefunden/ gegründet ?
Die Idee, zusammen eine Band auf die Beine zu stellen, die sich ausschließlich dem covern von Terrorizers World Downfall Album widmet, hatten Tim (Drums) und ich schon 2014. Aber es hat bis zum Sommer 2016 gedauert, bis wir mit Naushad (Git) und Chris (Bass) Leute für das Projekt gefunden hatten. Tatsächlich haben wir bei den ersten Proben dann auch nur Coversongs gespielt, sind dann aber schnell dazu übergangen, eigene Ideen zu entwickeln, die uns besser gefielen. Daraus ist letzten Endes dann auch erst die wirkliche Band Fear Connection entstanden. Chris verließ uns dann zum Ende 2019 aber glücklicherweise ist Sipo dann kurzerhand bereit gewesen, bei uns Verrückten einzusteigen ?
Das Projekt ´Fear Connection´ unterscheidet sich augenscheinlich von den Vorgängerbands seiner Band- Mitglieder dadurch dass das Statement politisch klarer ist. Steckte hinter der Gründung der Band evtl. auch der Wunsch, politischer oder gesellschafts-kritischer zu sein ?
Wie schon erwähnt, wollten wir ursprünglich die erste Terrorizer covern, die ja bekannterweise eher dem Grind zuzuschreiben ist und auch noch viel politischere und sozialkritischere Themen in den Texten verarbeitet, als das auf den späteren Terrorizer Alben der Fall ist. Und uns war auch schnell klar, das wir in unser eigenes Material musikalisch viele Punk / D-Beat / Crust und Thrash Einflüsse einfließen lassen wollten, statt „nur“ Death Metal zu spielen. Somit kam es dann automatisch für mich gar nicht in Frage, reine Death Metal Lyrics zu schreiben, sondern auch Lyrics zu verfassen, die sich mit Politik und den Menschen dahinter, der Gesellschaft und dem täglichen Wahnsinn auseinandersetzen.
„Progeny..“ wird oft dafür gelobt, dass es metal-technisch sehr vielseitig ist. Dazu kommt die Schwierigkeit unterschiedliche Stile/Sounds miteinander zu etwas individuell-ganzem verknüpfen. Wie leicht (oder schwer) Ist es euch gefallen, das so zu schreiben ?
Tatsächlich haben wir sehr viel Zeit mit dem Songwriting verbracht und Wert darauf gelegt, das es trotz der Vielseitigkeit nicht einfach wie ein Konglomerat verschieder Spielarten klingt. So etwas kann ja auch sehr schnell nach hinten losgehen und den Bands wird dann oft vorgeworfen, das sie nicht wüssten, was sie für einen Stil spielen wollen. Ich denke, da zehren wir zum einen auch von der Tatsache, das wir privat viele unterschiedliche Stile/Bands mögen und somit jeder andere Nuancen einbringt und zum anderen natürlich auch, das wir selbst früher alle schon recht lange in verschiedenen Bands in unterschiedlichen Genres unterwegs waren. Das Ganze macht dann Fear Connection aus…
Das Album wurde ja im Soundlodge Studio bei J. Uken aufgenommen. Eine angenehme Zeit ?
Die Zeit im Studio war schon anders als gewohnt, aber auch absolut großartig ! Wir waren ja schon im April 2020 bei ihm, also mitten in der Anfangszeit der Pandemie, wo wir alle, also auch Jörg als Produzent, nicht wussten, was überhaupt gerade passiert und wie es weitergehen wird. Wir waren somit eigentlich bis auf ein Wochenende am Ende der Aufnahmen, immer nur allein oder maximal zu Zweit dort. Aber Jörg hat mit seiner entspannten Art und der familiären Atmosphäre dafür gesorgt, das wir uns alle sehr wohl gefühlt haben. Das nebenbei dann auch noch so ein geiles Album dabei herausgekommen ist, ist nicht zuletzt auch sein Verdienst !
Was sind eure Pläne für 2022 bis jetzt ?
Wir hoffen, das wir in diesem Jahr auf jeden Fall wieder live spielen können…ein erster Versuch im Februar musste ja leider wieder gecancelt werden. Es gibt aber schon weitere Termine, die zum jetzigen Zeitpunkt alle noch stehen und stattfinden sollen.
Des Weiteren wollen wir natürlich weiterhin an guten Songs arbeiten und die nächste Scheibe in Angriff nehmen, was aber nicht heißt, das wir dieses Jahr noch ins Studio gehen ?ᅡᅠ
3 Fragen zum Album an Jörg Uken (Produzent):
1. Gab es bei „Progeny..“ irgendetwas das anders/ ungewöhnlich (Umstände, Probleme, Positives..) war als üblicherweise ?
Im Prinzip ne relativ normale Produktion, wobei es heute nicht mehr so oft vorkommt das Band XY alles im Studio macht. Viele nehmen zum Beispiel die Gitarren zuhause auf. Da habe ich dann keine Kontrolle mehr. Hier 4 kannte ich einige Musiker schon und wusste worauf ich achten muss, hehe….
2. Warum ist das Album deiner Meinung nach, so gut geworden ?
„Guter Trommler (halbe Miete), guter Basser, nur 1 Gitarrist statt 2, wovon einer dann vielleicht nicht so gut ist und starke Vocals. Passt einfach alles. Und die Musik ist nicht auf Teufel komm raus geschwindigkeitsmässig am oder überm Limit. Da gibt es auch mal punkige Parts die leichter nachzuvollziehen sind als dauerndes Geschredder. Eingängige Songs mit viel Energie. Dazu noch ein Top Cover/Artwork!“
3. Hattest Du einen speziellen Plan mit dem Sound ? Nein. Mein Credo ist immer ähnlich. Organische Sounds. Je besser die Band, desto besser das Album. Ganz einfach. Natürlich benutze ich auch moderne Hilfsmittel, um Dinge aufzupeppen oder zu polieren, aber der Kern muss echt sein. Das Gegenteil von Mainstream Plastikmetal.
(Direkt-Links zur Rezension):
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