MANTAR – Kurzinterview mit Erinc Sakarya
28.08.2023, Markus Schaedel
Wenn eine Band wie Mantar (Wiki) in diesem Jahr schon mal 2 Gigs in Bremen spielt, versucht man natürlich unbedingt, ein Interview zu bekommen. Netterweise gab uns Erinc (Drums) zwischendurch eines per Mail, trotz kürzlich überstandener Coronaerkrankung. (Interview vom 19. Aug 22)
Ich habe mal irgendwo gehört, dass die Geschichte von Mantar in der Friese hier in HB angefangen hat, als Hanno dich beim Schlagzeug Üben gehört hat. Stimmt das ?
Fast. Es war 1996 im Wehrschloss. Ich habe damals mit meiner Band auf dem Off-Festival gespielt und Hanno hat uns gesehen. Es hat ihm anscheinend gut gefallen, aber wir haben uns erst ein Jahr später kennengelernt als er dort mit seiner eigenen Band performed hat – um „TATAA“ 15 Jahre später Mantar zu gründen.
Euer Projekt zeichnet sich auch durch eine umfassende und kritische Meinung zur aktuellen Musikwirtschaft aus, die ihr in Interviews recht offen kommuniziert. Was ratet ihr Bands, die Ähnliches vor haben wie ihr, in Bezug auf allgemeine Entwicklungen dort. Sind viele zu leichtgläubig ?
Naja, so ein richtiges Patentrezept gibt es ja nicht und oft ist es ein schmaler Grat zwischen richtig und falsch. Wir raten immer davon ab zu viel in der eigenen Stadt zu spielen – sich rar machen ist wichtig um interessant zu bleiben. Aber natürlich muss man irgendwo anfangen und erst mal eine gewisse Nachfrage für sich erzeugen, bevor man sich nicht mehr blicken lässt. Wir sind ja mit einer extremen DIY-Ethik verbunden: sprich, wenn du möchtest, das etwas passiert musst du es selber machen. Zudem hat man so die volle Kontrolle über alles und keiner redet einem rein und trifft Entscheidungen für dich. Ausserdem passiert es ja auch nicht, dass jemand deine Band hört und sagt: „ihr seid geil..ich seh Potential…hier habt ihr Kohle und hier ist eine gebuchte Tour. Bitteschön!“ Lasst euch da auch nicht belabern, denn schenken möchte euch niemand etwas.
Wie kam es genau zum „Grunge-wechsel“.. und was können wir von Bands wie z.B. Nirvana heute noch lernen ?
Ich denke, dass ist ein relativer organischer Prozess gewesen. Wir wollten ja in erster Linie eingängiger und melodiöser werden und haben nicht willkürlich entschieden ab jetzt Grunge zu machen. Da uns beide eine Liebe zu Popsongs verbindet war das im Grunde auch nicht schwierig hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Hanno ist der beste Songwriter, den ich kenne und hat ein sehr gutes Gespür für eingängige Hooks. Die Basis allen Übels ist es einfach gute Songs am Start zu haben. Wenn ein Song nicht gut ist kannst du denn auch nicht aufpumpen, dass er abgeht. Auch wenn man noch so technisch versiert ist und mit vielen Effekten arbeitet – ohne geile Songs vergibt man als Band sein grösstes Potential und die Mucke wird bei den Leuten nicht hängen bleiben. Wenn du aber etwas richtig Gutes am Start hast, dann kannst du damit fast alles machen. Ich denke, dass war auch das Rezept bei Nirvana – die Songs waren im Kern simple und eingängig und haben dementsprechend sowohl auf grossen Bühnen als auch akustisch funktioniert.
(Interview: M.Schaedel)