03.07.2023, Markus Schaedel
Lesedauer: 3 Min
Wenn man Brathering-Frontmann Cristobal wegen einer Interviewanfrage anruft, kann es sein dass er spontan zusagt, obwohl er sich gerade an seinem Arbeitsort, einem Schiff vor der Küste Dänemarks befindet. Ein Interview – warum denn nicht ? Schon cool.
Aber wer waren Brathering eigentlich nochmal ? Die Progressive Post Punk Formation geistert seit anderhalb Jahren durch die digitalen Sphären um Bremen und Bremerhaven – woher die 4 köpfige Combo aus Cristobal (Voc/Git), Basti (Git/Voc), Patrick (Bass) und Kevin (Drums) auch stammt.
Das erste Mal das ich die Band wahrgenommen habe war glaube ich in einem Artikel auf HB- People.de irgendwann 2021. Offensichtlich war für mich aber sehr schnell dass sie eine Grungeband waren, die es ernst meint. Das fand ich schon mal super.
Aktuell war gerade ihre Debüt EP „Brathering“ mit 5 Tracks erschienen, die ziemlich auf den Punkt klang, sich offenbar ausschliesslich mit gesellschaftlichen Themen befasste und dabei schwer-hypnotische Grungesounds (wie z.B. Alice in Chains oder Monster Magnet), Post Hardcore- und andere Alternative-Rockelemente miteinander vereinte. Hauptfarbe grau bis schwarz, aber alles sehr aufrichtig und rockend.
„Wir sprechen immer sehr lebensnahe Themen an“, sagt Cristobal heute dazu. „..auch sehr viel über soziale Ungerechtigkeiten und persönliche Erlebnisse. Damit sind wir natürlich nicht die Sonnenscheinband; wir sind schon nen Zacken düsterer aber das ist eben unsere Art und Weise wie wir die Dinge verarbeiten.“
Und dazu muss man sich als Band einig sein. Dass sie vor Jahren eigentlich mal als schliesslich gut gebuchte Nirvana Coverband „Lovebuzz“ gestartet waren ist natürlich ein riesen Vorteil dabei – auch wenn Corona alles vermieste, wie Cristobal erzählt: „2019 sind wir mit Lovebuzz zum ersten Mal richtig auf Tour gegangen und hatten 25 Gigs deutschlandweit. 2020 sollte dann richtig vielversprechend weitergehen, denn die ganzen Booker vom Vorjahr hatten uns alle nochmal gebucht und so kamen wir auf 40 Gigs fürs ganze Jahr. Und dann mussten wir wegen der Pandemie alle wieder absagen. Und weil wir trotzdem irgendwie was machen wollten, haben wir uns hin und wieder im Proberaum getroffen und so fingen wir dann an, die ersten Brathering Sachen aufzunehmen. Patrick (Bass) und ich hatten sowieso schon immer das Verlangen ein weiteres Projekt anzufangen.“
Inzwischen, zwei einhalb Jahre und zwei Eps später liegen die Prioritäten eher komplett bei Brathering .“Wir bekommen für Lovebuzz zwischendurch immer noch mal Anfragen (darüber freuen wir uns auch sehr..!) aber wir sind, auch aus privaten und beruflichen Gründen da gerade nicht so hinterher.“
„Wir sind nicht unbedingt die Sonnenscheinband; wir sind schon nen Zacken düsterer. Aber das ist eben unsere Art und Weise wie wir die Dinge verarbeiten.“
Die selbst kreierten Songs des Brathering Projekts geben ihnen am Ende auch Recht. Die beiden Eps „Brathering“ (2021) und „Distancing“ (2022) sind zumindest voller guter Songs mit viel gehörtem Punk- Grunge-Hardcore-Hintergrund und geschmackvollem Arrangement aus all diesen Roots.
Und wie entstehen „Brathering“ Songs ? Cristobal: „Unsere Musik wird immer zusammen geschrieben im Proberaum. Meistens jammen wir und aus all diesem Jams entstehen meist auch direkt Songs. Patrick und ich werten die aufgenommenen Jams dazu aus, bauen meist noch die ein oder andere Songstruktur extra auf und holen dann die anderen beiden noch wieder dazu. Basti (Git) gibt dem Ganzen dann nochmal den Feinschliff, Kevin untermalt das Ganze mit seinen Drums, ich schreibe die Vocals und singe es dann ein.
Und bei dem ganzen Prozess entstehen hin und wieder auch Sachen die man von einer Post Grunge Band eigentlich erstmal nicht unbedingt erwartet, die aber insgeheim fixer, wenn auch bisher unveröffentlichter Bestandteil von Brathering sind.
„Nebenbei gibt es von uns auch ausufernde, elektronische Sachen“ berichtet Cristobal, „Ein gewisser Synthie Einfluss ist bei dem ein oder anderen Brathering Song ja auch raus zu hören, aber es gibt definitiv einige Songs die nochmal viel elektronischer sind, als alles, was wir sonst gemacht haben. Irgendwann wollen wir das Ganze aber auch nochmal unter der Brathering Flagge droppen“. Das dürfte auf jeden Fall nicht uninteressant klingen..
Aktuell wird daraus wohl aber eher nichts denn die Vier sind, (neben einigen Gigs) vor allem mit den letzten Schraubungen an ihrer inzwischen 3. EP beschäftigt. „Wir haben nun alles soweit eingespielt, können aber leider noch kein offizielles Release Datum bekannt geben, weil noch die ein oder andere Feinarbeit ansteht und wir zur Zeit alle beruflich oder privat eingespannt sind.“ Naja, das wird dann schon. Ausserdem arbeitet man noch an der VÖ von physischem Material („Brathering“ und „Distancing“) und brainstormt an den nächsten Video Clips. Brathering sind also nicht nur still alive sondern definitiv am Start und kein Anker kann sie stoppen.
(M.Schaedel)
Fotogalerie : Brathering beim Übersee Festival HB 2023
Fotos: Finigan Willem Smith