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BELOW ZERO – Talentiertes Garage Rock Duo (Interview)

17.05.2023, Markus Schaedel, Lesedauer: 5 Min

Below Zero sind Jonathan Frach (Voc/ Drums) und Max Gärtner (Gitarre) und sie spielen Alternative Garage-Rock.

Schon nach Gründung des Projekts in tiefsten Pandemie-Lockdown-Zeiten überzeugten die beiden recht bald durch ihre ersten Live-Auftritte, gewannen unter Anderem das Bremer Schulrockfestival 2022, spielten auf der Breminale, sogar auf Einladung auf offizieller Bühne beim Wacken Festival 2022 und wurden von den Local Heroes ´“Watchout Stampede“ als Gastmusiker für ihr ‚Neigboorhood Allstars‘ Konzert eingeladen.

Den Sound der beiden könnte man als rifflastigen Alternative-Rock bezeichnen, der zwar fuzzig tief daher kommt, dabei aber nie wirklich schwermütig wirkt und genau da liegt wohl, neben dem musikalischen Talent der beiden auch ein klarer Grund für die allgemeine Begeisterung.

Ihre Songs rocken einfach gut und das vor allem deswegen, weil sie mit Spass am Rocken vorgetragen werden. Kein grosses Gegrübel, kein Runtergeziehe, kein Welt-Erklären; die beiden haben Bock auf Rock, leben das konsequent und das steckt an, vor allem live.

Im Interview hat mir Gitarrist Max vor Kurzem ein paar Fragen zur Band und zum Werdegang ihres Projekts beantwortet.

1.Wie ist das Projekt Below Zero entstanden ?

Wir haben beide zusammen in einer anderen (‚richtigen‘) Band gespielt und Anfang 2020, als Corona gerade anfing und man sich nur noch zu zweit treffen durfte, wollten wir beide gerne weiterhin Musik machen und Songs schreiben. So trafen wir uns weiterhin zu zweit, was uns echt Spaß gemacht hat. Mit der immer größer werdenden Langeweile ohne Auftritte usw.kamen wir auf komische Ideen und so hatten wir irgendwann das Gitarrenkabel in den Bassverstärker gesteckt und gemerkt, dass mein Sound dadurch sehr interessant undungewohnt, aber trotzdem echt gut klang. Nach ein paar Stunden Experimentieren hatten wir das Konzept weitergedacht und dachten über verschiedene Gitarreneffekte nach, um meinen Sound noch fetter und außergewöhnlicher zu machen. Durch die anhaltende Pandemie und Probleme in unserer anderen Band löste sich diese schließlich auf und seitdem existiert Below Zero als ernstes Projekt.

2. Welche Bands/Musiker haben eure Musik beeinflusst (bzw sind eure Vorbilder)?

Ich glaube, unsere offensichtlich größte Inspiration ist die britische Band Royal Blood. Wir waren beide schon länger Fans, bevor wir Below Zero gründeten und durch Royal Blood kamen wir überhaupt erst auf die Idee, dass ich ja vielleicht Gitarre und Bass gleichzeitig spielen könnte. So haben wir uns anfangs auch sehr an ihrem Sound und Songwriting-Stil orientiert, bis wir mit der Zeit unseren eigenen gefunden hatten. Für mich als Gitarrist ist meine größte Inspiration, wie ich z.B. Riffs schreibe, mit Abstand die Band Rage Against The Machine und deren Gitarrist Tom Morello, welcher mich und meine Riffs sehr beeinflusst hat.

Aber auch Bands wie The White Stripes, Marmozets, Pantera und natürlich auch weiterhin Royal Blood haben mich sehr geprägt. Ich persönlich höre und spiele gerne viel riffbasierten Rock und Metal, und das spiegelt sich glaube ich auch sehr in meinen Riffs wider. Jonathan hingegen hört neben Rock und Metal auch viel Funk und bringt dadurch nochmal andere Qualitäten in unsere Songs ein und achtet darauf, dass alle unsere Songs grooven und schlagzeug-technisch interessant sind. Auch wenn einige Parts in unseren Songs vielleicht sehr simpel erscheinen legt Jonathan sehr viel wert darauf, dass diese simplen Parts super tight und genau sitzen. Viele unserer Refrains basieren auf dem Disko-Prinzip „4 on the floor“ was so viel heißt wie, dass die Bass drum auf allen vier Schlägen im Takt spielt, was ein sehr treibendes, starkes Ergebnis mit sich zieht.

Insgesamt sorgt Jonathan dafür, dass unsere Songs „tanzbar“ werden und dadurch auch im Kopf bleiben. Insgesamt kann man sagen, dass wir besonders durch andere Duos beeinflusst werden, was ja auch sehr naheliegend ist. Trotzdem ziehen wir Inspirationen aus vielen anderen Genres und haben uns so darauf geeinigt, dass wir ‚Alternative Garage Rock‘ machen.

3.Wenn man über euer Projekt recherchiert, stolpert man recht früh über euer spezielles Wacken-Erlebnis.(Anmerkung: Sie haben letztes Jahr tatsächlich 6 mal (!) dort gespielt.) Kannst du die Story nochmal kurz schildern?

Unser Wacken-Abenteuer fing ca. 1 ½ Monate vor dem Wacken gegen 3 Uhr nachts an, als Jonathan aus dem nichts von einem bekannten angeschrieben wurde, ob wir nicht Lust hätten, auf dem Wacken dabei zu sein. Jonathan dachte erstmal, er meine, dass wir zum Aufbauen und helfen dabei sein würden aber schnell stellte sich heraus, dass er uns gerne als Band dort spielen lassen wollte. Dieser Bekannte ist Dominik Wrhel, welcher das Kulturhaus Break Out in Asendorf betreibt und viel mit dem Wacken zu tun hat. Wir, natürlich komplett überrascht, dass sich diese Möglichkeit jemals öffnen würde, haben sofort zugesagt und waren schon bald mitten in der Planung. Wir hatten uns einen Transporter von einem anderen Bekannten ausgeliehen und fuhren so am 01.08., Zwei Tage vorm eigentlichen Wackenanfang los. Wir waren eingeplant als „Zeitvertreib“ für die Camper, die früher da waren und folglich nichts zu tun und hören hatten. Insgesamt hatten wir sechs mal gespielt.

Einmal morgens und einmal abends für drei Tage. (01., 02. und 03.08.) wobei der 03.08. der offizielle erste Tag des Wackens war. Wir konnten uns überhaupt nicht vorstellen, wie alles werden würde aber es wurde trotzdem krasser und besonderer als wir es uns jemals erhofft hätten. Wir hatten unser Abenteuer außerdem täglich immer dokumentiert und schließlich als Vlog auf Youtube hochgeladen ( bei welchem man einen Einblick bekommt, wie unsere persönlichen Eindrücke so waren.

Insgesamt sind einige Dinge schief gelaufen welche hauptsächlich dem geschuldet war, dass wir uns einem Limbo zwischen Artist und Besucher wiedergefunden hatten. Die Organisatoren vor Ort wussten z.B. nicht wer wir sind da wir nicht im System waren und so hatten wir keine Cashless Payment Armbänder bekommen, welche dieses Jahr neu waren und Bargeld ersetzten. So konnten wir uns auf dem Gelände nichts kaufen und ernährten uns die drei Tage hauptsächlich von Würstchen und Weißbrot. Auch wenn ein paar dinge anders gelaufen sind als wir uns vorgestellten hatten war das ganze Wacken Abenteuer mit Abstand das coolste Erlebnis unseres Lebens und wird uns uns für immer im Gedächtnis bleiben.

Mit jedem Auftritt kamen mehr Leute dazu und einige kamen sogar wieder um uns nochmal zu sehen, was uns echt beeindruckt hatte, da wir uns so was niemals vorgestellt hätten. Besonders der letzte Auftritt, am 03.08. also dem ersten richtigen Wacken Tag, war unglaublich mit super vielen Zuschauern welche alle mega drauf waren und eine Zugabe nach der anderen gefordert hatten. So hatten wir am ende ~8 Zugaben und insgesamt zwei Stunden gespielt. Das war mit Abstand das schönste Erlebnis, welches ich als Musiker erleben durfte.

 

4. Die 2-er Konstellation ist ja eher ungewöhnlich. Kommt ihr damit klar und plant so weiter oder ist das nur eine Übergangssache ?

Wir kommen mittlerweile perfekt klar. Anfangs war alles echt ziemlich ungewohnt für uns und besonders ich musste ‘lernen‘ Songs und Riffs so zu schreiben, dass diese gut klingen und funktionieren mit unserem Konzept. Nun sind wir beide aber perfekt eingespielt, wissen was geht und was nicht geht und so ist diese Band für uns nicht anders wie eine ‘richtige‘ Band für andere Musiker. Anfangs war die Band vielleicht sowas wie eine Übergangslösung, besonders durch die Pandemie und die Einschränkungen aber über die letzten drei Jahren ist Below Zero zu einem absoluten Herzensprojekt geworden welches uns beiden super viel bedeutet und super viel Spaß bereitet.

Wir planen also nichts zu ändern, auch weil wir durch unsere Konstellation und unseren Sound besonders sind und uns eine Nische geschaffen haben, die keine andere Band gefüllt hat. Auch für Jonathan, der auf einmal beim Schlagzeugspielen Singen musste war das eine schwierige Umstellung aber wir haben uns sehr gut eingelebt und nun sehr an dieses Projekt gewöhnt. Am Anfang war dieses Projekt schon kompliziert für uns und es hat lange gedauert, bis wir genau verstanden hatten wie wir funktionieren aber nun gibt es nur noch wenige Fragezeichen die wir selber gegenüber unserem Konzept haben.

5. Warum (oder wie) geht es eigentlich auch ohne Bass Gitarre?

Anfangs hatte ich meine Gitarre anstatt in einen Gitarrenverstärker in einen Bass Verstärker gesteckt und das war ganz lustig. Schnell wurde uns beiden aber klar, dass wir das ganze noch weiter treiben könnten und so kaufte ich mir einen Gitarren Effekt der mein Gitarrensignal eine Oktave nach unten setzte, einen „Octaver“. Das war aber nur der Anfang meines Abenteuers mit verschiedenen Gitarreneffekten denn mittlerweile hat sich mein Pedalboard in der Größe mehr als verdoppelt und trägt seitdem den liebevollen Namen: „das Raumschiff“. Grundsätzlich teile ich das Signal welches von der Gitarre kommt in zwei. Man kann sich das wie eine Y-Weiche vorstellen bei dem der eine weg weiter Richtung Gitarren Amp geht und der andere erst in einen Octaver und dann Richtung Bass Amp. Den Weg welcher Richtung Gitarren Amp geht teile ich dann nochmal in zwei und habe schließlich zwei Gitarrenverstärker und einen Bassverstärker welche ich alle Individuell an und ausschalten kann.

Natürlich kommt bei jedem Amp bspw. das selbe Riff welches ich spiele an aber trotzdem wird die Illusion erzeugt, dass es in unserer Band zwei Gitarristen und einen Bassisten gibt welche eine unglaubliche Wand an Sound erschaffen. Unsere Songs sind durch die Limitation, dass jedes Instrument das selbe spielt natürlich etwas simpler gehalten und bauen sehr viel auf Rhythmus auf. Die einzelnen Amps schalte ich während eines Songs weg, um Steigerungen zu erzeugen. So fängt ein Song meistens mit einem Gitarren Amp an, dann kommt der zweite dazu und wenn das Schlagzeug einsetzt kommt der Bass auch dazu.

In Strophen oder Pre-Chorusen wird dann alles wieder weniger um im Refrain dann komplett loszugehen. Die Riffs die ich spiele sind natürlich simpler als wenn wir einen richtigen Bassisten hätten aber das merkt man oftmals gar nicht weil mir bewusst ist was ich machen darf und was nicht. So schreibe ich Riffs die sehr ins Ohr gehen und sehr viel Durchschlagskraft haben, da wir so am besten punkten können. So hat Jonathan vielleicht auch eine wichtigere Aufgabe als ein Schlagzeuger sonst, da er extra treiben muss und trotzdem alles relativ simpel halten muss, damit das Gesamtbild stimmt.

6. Was kommt als Nächstes bei euch?

Wir haben uns dieses Jahr wieder fleißig bei Festivals und Einrichtungen um Auftritte beworben und da kommt dieses Jahr auf jeden Fall noch einiges. Am 22.06. spielen wir z.B. im Eisen im Viertel, am 24.06. spielen wir auf der Kieler Woche und am 25.06. im Rockcyclus Bremerhaven. Außerdem gibt es ein paar große Termine, die aber noch nicht verraten dürfen ;). Außerdem sind wir dran, dieses Jahr mehrere Singles zu releasen, beginnend mit unserem Song „Bury The Hatchet“ welcher wohl Anfang Juli rauskommen wird. Ein genaues Datum wollen wir aber noch nicht festlegen. Im Laufe des Jahres hoffen wir dann mehr Songs raus zu bringen da wir auch immer öfter angesprochen werden, dass es unbedingt mehr von uns geben muss. Im großem Bild ist natürlich geplant, dass wir mehr Auftritte spielen dürfen und so unsere Musik verbreiten können denn das ist am Ende das, was uns am meisten Spaß macht: Auftritte. Am liebsten würden wir unsere Musik in andere Bundesländern verbreiten und immer mehr Leute erreichen und natürlich wollen genialen Locations spielen mit geilem Publikum.

 

7. Plant ihr musikalische Karrieren oder klassisch Ausbildung/Studium?

Jonathan strebt ein Musikstudium am Schlagzeug mit Schwerpunkt Jazz an der HFK Bremen an während ich im September eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker (Schlosser) anfange. Musik wird aber bei mir auch niemals leiden und immer ganz vorne stehen. Wenn sich die Möglichkeit irgendwann ergeben sollte, dass wir mit Below Zero genug Geld verdienen können, wäre das natürlich ein Traum den wir beide sofort mitmachen würden.

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