Foto: Bengt Jäschke

BLUE SKY THEORY – Bandstory zum Albumrelease „We are the Sky“

02.05.2022, Markus Schaedel, Lesedauer: 5 Min

Blue Sky Theorys Debüt Album „Cassandra“ (2016) war ein echter kleiner Überraschungserfolg, denn es bewies dass moderner Alternative-Metal mit Melodie und Härte möglich ist ohne dabei wie ein verblasstes Klischee zu klingen. Die 9 Songs, in ihrer ganze Beginner-Euphorie vorgetragen, rissen so manchen Metal-Hörer vom Stuhl und sorgten so auch recht schnell für eine ordentliche Fanbase des Projekts- nicht nur innerhalb Deutschlands.Blue Sky Theory hatten vom Start weg bewiesen, dass sie melodiösen, frisch-lebendigen Alternative Metal können, der durchaus bundesligatauglich ist.

In den letzten 2 Jahren war es nun pandemiebedingt etwas stiller in der Musikbranche, aber wie viele andere Bands waren auch BST in dieser Zeit nicht untätig und haben am 22. Februar 2022 ihr 2. Album  „We are the Sky“ veröffentlicht. Eigentlich eine gute Gelegenheit, mal mit Ben Schön (Gründer / Gitarrist), Daniel Pajak (Gitarrist/ Bandleader) und Patrick Timmermann (Vocals) zu sprechen um etwas mehr über die Band, ihren Werdegang und die Entstehung ihres neuen Albums zu erfahren.

Blue Sky Theory

We are the Sky

Album – Modern Metal

7.5/10

Der Anfang

Als vor ungefähr 10 Jahren (2011) Ben Schön, Bassist in Blues- und Coverbands feststellte, dass er inzwischen gar nicht mehr so recht Lust auf die gewohnte Pentatonik-Mucke der eigenen Bluesband hatte und lieber mit Sounds in Richtung Hardrock/Metal experimentieren wollte, war ihm noch nicht 100%-ig klar, dass dies bereits der Anfang eines neuen Bandprojekts war. „Irgendwann begann ich damit, meine Ideen aufzunehmen und nach Musikern mit den gleichen Ambitionen und Spaß an der Sache zu suchen.“ erinnert er sich heute. Motivierte Leute für das Projekt fanden sich schnell im likalen Musiker-Dunstkreis – auch wenn unter den Interessierten zunächst noch ein reger Wechsel herrschte.

Einer der Gitarristen dieser ersten Stunden war Daniel Pajak, heute Bandleader und Verantwortlicher für die Videoproduktion der Band;„Wir hatten damals einfach Spass unsere Songs zu spielen, waren neugierig was möglich ist und wie die Leute das so finden. So richtig kann aber wohl niemand sagen, ab welchem Zeitpunkt das Ganze angefangen hat, eine richtige Band zu werden“. Insgesamt vergingen fast 3 Jahre der Rumprobiererei.

Auch ergab sich in dieser Zeit der Bandname „Blue Sky Theory“, den einer der ersten Drummer namens Nima in seinem Austauschjahr in den USA aufgeschnappt hatte.

Das Wichtigste dieser Jahre waren aber wohl die Songs, die man nebenher geschrieben und produziert hatte. „Die ersten Versuche, solche Mega Songs wie z.b.die von „Alter Bridge“ zu schreiben, endeten in Nummern wie „It All Ends The Same“ oder „The Covenant“, weiss Ben Schön noch. „Viele andere folgten dann schließlich aus persönlichen Erlebnissen, wie z.B. sich gemachte Fehler einzugestehen und es zu bereuen („End of the road“).

2015 schliesslich hatte die Truppe nicht nur einige interessante Demos angehäuft und Live Erfahrung in HB/Umzu gesammelt, sie hatte auch mit Patrick Timmermann (Vocals) das letzte passende Bandmitglied gefunden. Ben Schön: „Für mich persönlich war das alles wie ein 6er im Lotto. Die Leute waren menschlich schwer in Ordnung und musikalisch und live erfahren.“ Der erste offizielle Gig dieser bis heute bestehenden Formation fand ebenfalls 2015 in Goslar statt.

Cassandra

Was nun folgen sollte, war allen sonnenklar: Das erste Album. Aufnahmeort sollten die Kohlekeller Studios (bei Frankfurt/Main) sein und weil die Band inzwischen recht gut eingespielt war, konnte das Ganze auch zügig  aufgenommen, gemixt und gemastert werden. „Cassandra“, das Debütalbum erschien 2016. Ausgekoppelt daraus wurden zunächst die Single/ Videoclip: „This Day“, etwas später der Song „Nil“ und schliesslich, viel später (2019) der Song „End of the Road“ (Videoclip).

Eher unerwartet war allerdings das Feedback, das auf das Release folgte. Die Rezensionen in Magazinen (z.B. Rockhard, Deepground ..u.v.m.) waren durchweg positiv – man lobte hauptsächlich den „frischen Wind“ den die jungen Alternative Metaller in den Metal-underground brachten, und die allgemeine Qualität der Songs.

Eine der frisch gepressten CDs hatte die Band an die Redaktion von Powermetal.de geschickt, die sich auch spontan für das Album begeisterten, es mit mit 9 von 10 Punkten rezensierten und diese Story auch in dem Review zusammenfassten. Ben Schön: „Um ehrlich zu sein rechnete ich nicht damit, so viel Feedback zu bekommen. Für unsere damaligen Verhältnisse ging das schon ganz schön ab – immerhin kannte uns ja keiner: Viel positive Kritik, gute Bewertungen in Magazinen und natürlich viel lobendes Feedback bei den LiveShows. Wir waren echt überrascht und das gab uns nochmal um so mehr Selbstvertrauen.“

Keine Frage- Ihr Debüt hatte klar überzeugt und dieser Erfolg verschaffte der Band einige Fans in Deutschland und darüber hinaus.

Monster und Trumpf

In den nächsten 3 Jahren folgten einige Gigs, darunter auch Band-Contests die die Band insgesamt recht erfolgreich betstritt (u.A. Local Heroes HB, Metal Hammer Paradise, Emergenza Bremen..u.A.)

2017 trennten sich die Wege der Band weil Sänger Patrick im Rahmen seines Studiums für ein Austauschjahr nach Mexico-City ging. Der Rest der Band beschloss, diese Übergangszeit zu nutzen um an neuen Songs zu arbeiten – was sollte man sonst tun ? Für die Arbeit waren auch Studio-Aufnahmen vorgesehen – man hatte sich diesmal für die etwas näher liegenden Chameleon Studios und Produzent Bengt Jäschke in Hamburg entschieden. Dort entstanden schliesslich die 2 Singles, Monster (2017 – und Videoclip) und „Trumpf „ (ein Song auf deutsch) (2017 – Videoclip ) die später auch noch von Frontmann Patrick eingesungen wurden.

Dieser erlebte derweil in Mexiko City zwar äusserst Gutes, denn er lernte seine Frau dort kennen, allerdings auch wirklich Schreckliches, denn die Region Mexico-City erlebte im September 2017 eines seiner schlimmsten Erdbeben mit über 36o Todesopfern. Patrick Timmermann: „Das Erdbeben war wirklich schrecklich. Danach war in der gesamten Region Katastrophenalarm und wir standen 3 Tage lang in den Strassen, sammelten Trümmer auf und hörten dabei die Schreie der Verschütteten. Für mich ein wirklich traumatisches und bis heute belastendes Ereignis.“ Die Hin-und Hergerissenheit der starken Emotionen um diese Erlebnisse verarbeitete er später in dem Song „Te vas A Morir Aqui“.

We are the Sky

Als die Band 2018 wieder vereint war, stand für alle fest, dass ein neues Album folgen sollte, nicht nur weil die letzte Zeit einiges neue Material mit sich gebracht hatte.“Ich fand die Vorstellung von einer CD die sich eher wie ein „Best Of“ anhört oder wie eine Compilation sehr interessant“, verrät Ben über seine Konzeptvorstellungen. Die Band buchte einen recht nahen Studiotermin (wieder in den Chameleon Studios Hamburg), auch um sich selbst etwas Druck für die Vorproduktion zu machen.“Angefangen haben wir mit dem Album dann im März 2020″ berichtet Ben.“Der letztliche Workflow war aber mit dem von Cassandra nicht zu vergleichen.“

Das lag unter Anderem auch daran dass die Vorproduktion aufgrund des so nah gewählten Studiotermins bei Beginn der Aufnahmen noch nicht ganz abgeschlossen war. Ben: “Wir merkten das wir die Messlatte sehr hoch gelegt hatten – einige Songs hatten noch keine Texte, andere  wurden in der Struktur noch im Studio umgebaut. Gemeinsam mit Bengt Jäschke haben wir an der Scheibe schliesslich ca. 6 Monate gearbeitet (natürlich mit Pausen). Bengt hat dabei wirklich sehr gute Producer Arbeit geleistet und uns gut unter die Arme gegriffen.“

Die erste Auskopplung des Albums erschien bereits am 6. Juni 2021. Der Song und der dazugehörige Videoclip zu „Burn me alive“, war aufwendig produziert in der Aladin Music Hall Bremen und scheint die Fans sichtlich überzeugt zu haben – wie über 10.000 Klicks und die über 70 durchweg guten Kommentare zum Video auf YT belegen dürften.

 „We are the Sky“ erschien nun am 22. Feb. 2022. Weil das leider auch der Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine war, blieb die Veröffentlichung insgesamt wohl aber unbemerkter als erhofft.

Kurzrezension und Ausblick

Meiner Meinung nach ist es BST mit dem Longplayer gelungen, ihr ´Best of Album Konzept´seht gut aufzuziehen. Die 9 Songs bieten Vieles – von straightem Rock mit melodiösem Chorus („We are the sky“), über Balladen („For a friend“, „Old Man“), einem eher rap-orientierten Song („Epidemical“), bis hin zur Powerballade („All the Kingdoms“).
Markant ist auch der Song „Te vas A Morir Aqui“ – ein Song von Frontmann Patrick Timmermann, komplett auf spanisch, in dem er wie erwähnt, seine Erlebnisse in Mexico verarbeitet. Textausschnitt: (übersetzt) „Herzlich willlkommen in der Stadt Ihrer Träume und Albträume meine Damen und Herren ! Sie werden hier sterben.“)

Insgesamt finde ich, dass die Qualität der Songs und der gesamten Produktion überzeugt – nichts anderes war auch zu erwarten. BSt machen was sie wollen, sie machen es gut, straight und professionell. Der frische Wind, der noch auf Cassandra zu spüren war, hat vielleicht ein wenig nachgelassen, aber das sei diesen Zeiten voller Zwangs-Bandpausen (und vielleicht ein bisschen auch der langen Produktionszeit ?) geschuldet. Unwichtig. Wichtiger ist da schon eher, das Ding auf die Bühne zu bringen und der Welt zu zeigen, dass man es es ihr nun auch zeigen möchte.

Die Gigsituation für 2022 ist derzeit leider noch etwas unklar, wie Daniel Pajak zugibt: „Das hängt natürlich davon ab, wie die Beschränkungen der Livebranche so sind. Und der größte Faktor ist die Band selbst. Da die Band nur als Hobby betrieben wird, müssen alle Bock und Zeit haben zu spielen und vorher auch ausgiebig wieder zu Proben bzw. wieder in einen Arbeitsmodus zu kommen. Evtl. wird im Sommer/ Herbst wieder was gehen. Einige Anfragen sind zwar das ist aber noch nichts entschieden.“
Aber wie es auch immer kommen mag, fest steht bereits jetzt dass Blue Sky Theory in der Lage sind, professionelle Alben zu produzieren. Das brauchen sie nach ihrem zweiten Longplayer wohl niemandem mehr zu beweisen.

Unterstütze Bandliste Bremen (Lokales Bandmagazin) mit einer Paypal Spende:

© 2021 Bandliste-Bremen.de - Alle Rechte vorbehalten