21.12.2024, Markus Schaedel
Mann, das „Frau Gunstmann“ ist echt eine winzige Kneipe im Herzen Oldenburgs. So winzig, dass ich, obwohl ich seit 20 Jahren in Oldenburg wohne, noch nie von dieser Location gehört habe und es wahrscheinlich auch nur deswegen hier keine Dartscheibe gibt, weil das wohl für 80 Prozent der Gäste gesundheitsgefährdend werden könnte.
Aber gemütlich ist es, richtig urig, schnuckelig – direkt am Waffenplatz/nahe Julius-Mosen-Platz. Und heute Abend spielen hier also Below Zero, das junge Bremer Rock-Duo, bestehend aus Jonathan Frach (Gesang/Schlagzeug) und Max Gärtner (Gitarre), das wir in unserem Interview von vor zwei Jahren schon einmal genauer vorgestellt haben.
Von diesem Hutkonzert hatte ich eben erst auf Instagram gelesen und gehe kurzentschlossen hin. Es ist schon kurz nach 20:00 Uhr, als ich am Waffenplatz auf die Location zugehe, vorbei am eher schnöden Weihnachtsmarkt und irgendwo im Hintergrund schon ein wild wütendes, fuzziges Gedröhne vernehme, das die friedlich weihnachtliche Konsum-Idylle durchschneidet. Man hat den Eindruck, das ein oder andere Glühweinglas scheint hier schon nervös zu zittern. Was ist da los? Hm … Und während Einige Weihnachtsmarktbesucher neugierig die Hälse recken, bin ich mir sicher: Verdammt, Below Zero haben wohl schon angefangen.
Der Laden ist erstmal nicht besonders voll – vielleicht so halb – ich staune, dass fast nur Leute Anfang/Mitte 20 hier sind, von denen sich viele auch zu kennen scheinen. Below Zero haben sich und ihr Equipment mehr oder weniger in die hintere Ecke des Ladens gequetscht – natürlich ein Vorteil, wenn man eine Zweierband ist: Man kann so gut wie überall spielen; auch wenn das Pedalboard von Gitarrist Max mit diversen Gitarren- und Bass-Effekten inzwischen schon fast so viel Platz einnimmt wie das gesamte Drumset von Sänger Jonathan.
Stimmung: Super! Das liegt vor allem daran, dass Below Zero sich wie gewohnt frei und ungehemmt austoben. Wie Gitarrist Max so in die Saiten haut, ist schon eine Freude – ihre Musik ist vor alem eher rifflastig, aber Max schafft es, die Musik recht abwechslungsreich zu spielen.
Dies gelingt teilweise durch interessante unorthodoxe Sounds, die sich aus der Kombination von Bass- und Gitarren-Effekten bauen lassen, vor allem aber weil er die Sensibilität besitzt, sein Spiel dabei emotional zu betonen und so eine ungezwungen frische Dynamik zu erzeugen.
Seine fuzzigen Sounds leben sozusagen und ich hoffe, er bewahrt sich das, denn das ist im Grunde alles, worum es im Rock and Roll immer ging: sich frei fühlen, frei spielen und dann klingt es eben auch so.
Wenn man hier so steht, hat man das Gefühl, etwas anderes (zum Beispiel die abgestaubten Alt-Herren Rock Klischees) würde das Publikum hier auch gar nicht akzeptieren.
Below Zero spielen im Wesentlichen alles, was in den letzten Jahren zu hören war, ältere Songs genauso wie den neuesten: End of Days.
Am Ende haben sie hier eine sehr kurzweilige Stunde gespielt, gerockt, eskaliert …und das mit anhaltender Intensität. Und auch wenn die Tonalität der Gesangsmelodien irgendwann einen Hauch eintönig wirkt, ist das Ganze trotzdem insgesamt immer noch eher das Gegenteil von Langeweile.
Aber was ist das eigentlich ? Der Laden ist am Ende noch richtig proppenvoll geworden; hier passt hier echt niemand mehr rein: Mission gelungen.
Below Zero, die sich aus der Not der Lockdownbestimmungen 2020 als Zweiercombo gegründet haben hier durchaus einmal mehr bewiesen, dass man erstens überall geil spielen kann, wenn man das will und dass man mit genau diesem unverblümtem Spaß jede Kneipe voll und jeden Weihnachtsmarkt etwas leerer bekommt.
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