Foto: Lars Kaempf

Nachbericht zur Großdemo gegen Rechts am 8. Feb 2025 auf dem Bremer Domshof

19.02.2025

Artikel hören: 7:49 Min

Zur Kundgebung am 8. Februar gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft

An der Kundgebung „Bremen hält zusammen“, die von der Initiative „Laut gegen Rechts Bremen“ organisiert wurde, nahmen am 08. Februar 2025 zwischen 35 000 und 50 000 Menschen teil. Während die Veranstalter von 50 000 Teilnehmer sprachen, ging die Bremer Polizei von mehr als 35 000 Personen aus. Die Großdemo fand auf dem Bremer Domshof statt und hatte das Ziel, ein starkes Zeichen gegen rechte Hetze und offenen Rassismus zu setzen.

Motivation und Ziel der Kundgebung

Nach den Anschlägen in Mannheim, Magdeburg, Aschaffenburg und jüngst München geht es kurz vor der Bundestagswahl am 3. Februar 2025 darum, ein deutliches Zeichen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung, Hass und rechtes Gedankengut zu setzen. Alle Menschen sollen sich in Deutschland sicher fühlen, gleich welcher Herkunft oder Nationalität. Die Kundgebung wurde von einem breiten Bündnis unterstützt, darunter viele Vereine aus der Hansestadt. Bremen reiht sich damit ein in die Reihe der Städte, die mit Großdemos gegen rechte Tendenzen in der Bevölkerung mobil machen.

Ablauf und Teilnehmer der Großdemo

Allen Teilnehmern gemein ist die Angst vor einem Machtzuwachs der AfD (Alternative für Deutschland). Ab 15 Uhr startete am 08. Februar 2025 die Demonstration, mit Musik für Demokratie, mit den Omas gegen Rechts. Ab 16 Uhr begann dann die eigentliche Kundgebung. Begleitet von Reden und Aktionen, machten sich die Teilnehmer laut für Demokratie und ein buntes Miteinander stark. Musik fehlte natürlich ebenso wenig. Viele Teilnehmer forderten ein Verbot der als rechtsextrem eingestuften AfD. Es wurde auf der Kundgebung deutlich, dass viele Menschen das Ergebnis der Bundestagswahlen fürchten, das bedeutet explizit ein Erstarken der AfD. Die Demonstration stand zusätzlich unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse im Deutschen Bundestag. Die Mehrheit der Union kam bei der Abstimmung zur Migrationspolitik nur mithilfe von Stimmen der rechten AfD zustande.

Eine der prominentesten Gruppen, die auf der Kundgebung vertreten waren, sind die Omas gegen Rechts. Sie bestehen als parteiunabhängige Bürgerinitiative bereits seit 2017 und setzen sich für mehr Toleranz in der Gesellschaft ein.

Insgesamt dauert die Kundgebung bis zum frühen Abend. Ursprünglich sollte die Demonstration auf dem Bremer Marktplatz stattfinden, da dieser sich angesichts der Menge an Teilnehmern schon frühzeitig als zu klein erwies. Also verlegten die Organisatoren die Kundgebung auf den Domshof. Vor einem Jahr konnte die Initiative „Laut gegen Rechts“ schon einmal 50 000 Bürger und Bürgerinnen mobilisieren.

Inhalte der Kundgebung

Wesentliche Inhalte, auf die sich die Demonstration fokussierte, waren die Wahrung der Menschenrechte und die Absage an jede Art von Populismus sowie Extremismus. Jede Art von Ausgrenzung aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sozialem Status erteilte das partizipierende Bündnis eine klare Absage. Die Teilnehmer richteten sich klar gegen rechten Hass und rechte Hetze. Betont wurden besonders der Schutz von Flüchtlingen in Deutschland, eine offene Gesellschaft, eine freie Kultur sowie ein funktionierendes Sozial- und Gesundheitswesen.

Foto: Lars Kaempf

Sonstige Schwerpunkte

Neben dem in den letzten Jahren erstarkten Rassismus und Extremismus in der deutschen Gesellschaft geht es den Organisatoren auch um die wachsende Armut, die in Teilen der deutschen Bevölkerung in beängstigendem Tempo zunimmt. Weiterhin steht der Fachkräftemangel im Mittelpunkt einer gesellschaftlichen Debatte, in der es auch um Migration geht. Nicht zuletzt wurden auf der Demonstration bestehende Missstände im Gesundheitswesen angeprangert, denn zum Teil herrscht in der medizinischen Grundversorgung ein großer Notstand. Schließlich wandten sich die Protestierenden gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung.

Weitere teilnehmende Gruppen

Vertreten waren auf der Großdemo auch das Zentrum für politische Schönheit mit einem eigenen Bus namens „Der Adenauer“. Unterstützung kam darüber hinaus vom Fußballverein Werder Bremen, von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Evangelischen Kirchengemeinde sowie vielen weiteren Akteuren. Die Großdemonstration hat auch vom Bremer Senat erfahren. Mehrere Senatsmitglieder fanden sich ebenfalls auf dem Domshof ein. Bremens Oberbürgermeister Andreas Bovenschulte war auf der Veranstaltung zugegen. Er dankte ausdrücklich allen, die sich für ein buntes, demokratisches und solidarisches Bremen einsetzen.

In seiner Ansprache sagte Bovenschulte:

„Es tut gut, dass sich so viele Menschen für die Zukunft unserer Demokratie starkmachen. Bereits vor einem Jahr sind wir gemeinsam gegen den von AfD-Politikern ausgeheckten Remigrationsplan auf die Straße gegangen. Heute ist unser Protest noch wichtiger. Denn, dass demokratische Parteien bei der Verschärfung des Asylrechts bewusst die Zustimmung der AfD in Kauf nehmen, das ist und bleibt ein durch nichts zu rechtfertigender Tabubruch. Ich danke allen, die heute ihre Stimme erhoben haben für ein buntes, ein demokratisches und ein solidarisches Bremen.“ (Zitat, Quelle: https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/senat-unterstuetzt-demonstration-fuer-demokratie-461480)

Alles in allem wurde die Demonstration von über 50 Vereinen und Akteuren unterstützt, darunter auch Greenpeace, Attac, GEW, DGB, Ver.di, aber auch viele Studentennetzwerke.

Über die Initiative „Laut gegen Rechts“

Die Initiative „Laut gegen Rechts“ versteht sich als eine offene, überparteiliche und unabhängige Initiative, die sich aus Einzelpersonen zusammensetzt. Die Mitglieder kommen zusammen, um gemeinsam gegen rechtsradikale und rechtsextreme Haltungen und Handlungen aktiv zu werden. Sämtliche Werte der Initiative sind geprägt von Partizipation, Pluralität und Solidarität. Alle Mitglieder stehen für eine offene und freie Gesellschaft. Bisher veranstaltete die Initiative vier solche Aktionen. Die Kerntruppe der Initiative besteht aus 20 Freiwilligen. Bislang mobilisierten diese im Rahmen von zwei Kundgebungen bis zu 70 000 Menschen. Für ihre Aktionen bilden sich immer wieder neue Gruppen aus Einzelpersonen. Zusätzlich werden im Vorfeld Sprecher und Sprecherinnen gewählt.

Zur jüngsten Kundgebung am 08. Februar 2025 machte die Initiative auf ihrer Website deutlich, dass es ihnen vor allem um eine Stärkung der Grundfeste einer demokratischen Gesellschaft geht und es eine wehrhafte Demokratie braucht, um allen Menschen gute Lebensbedingungen zu garantieren. Auch der Schutz von Geflüchteten, eine gute Bildung und ein funktionierendes Gesundheitswesen sind dem Bündnis ein wichtiges Anliegen.

Im Vorfeld der Kundgebung verteilte die Initiative Flyer und Plakate. Auf der Website stellte die Initiative Plakate in mehreren Sprachen zum Selbstdrucken bereit.

Schlusswort

Die Großdemo auf dem Bremer Domshof zeigte einmal mehr, dass trotz aller rechtsgerichteten Tendenzen und populistischer Inhalte viele Menschen Angst haben vor einer weiteren Verbreitung rechten Gedankenguts, einschließlich der Ausgrenzung von multikulturellen Teilen der Bevölkerung. Viele Menschen in Deutschland setzen sich weiterhin aktiv ein für Freiheit, Toleranz, eine offene Gesellschaft und gelebte Demokratie. Die Vergangenheit soll sich nicht wiederholen.

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