Das Team von Musik gegen Rechts Bremen,Iris Hinze 2.v.r., Foto:Mia Böhk/The Female Marketing Club

Was ist  ´Musik gegen Rechts´ ?Interview mit Co-Initiatorin Iris Hinze

24.04.2024, Markus Schaedel, Lesedauer: 4 Min

Nach der erfolgreichen Demonstration „Laut gegen Rechts“, am 21. Januar 2024 auf dem Domshof in Bremen mit über 45.000 Teilnehmern , trat kurze Zeit darauf erstmalig die Initiative „Musik gegen Rechts“  in Erscheinung. „Am 30. April 2024 wollen wir ein Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt setzen“, war auf ihrem Instagram-Kanal zu lesen. Bei der angekündigten Veranstaltung sollen Bands auftreten, aber auch Vereine und Initiativen aus Bremen zu Wort kommen.

Wie entstand  „Musik gegen Rechts“, wer steckt dahinter, was möchte die Initiative genau bewirken, und wie soll die Veranstaltung am 30. April ablaufen? Diese und andere Fragen habe ich der Mit-Initiatorin Iris Hinze (Clubverstärker Bremen) am 22. April gestellt.

Das Projekt „Musik gegen Rechts“ ist ja kurz nach „Laut gegen Rechts“ entstanden. Ist es direkt daraus resultiert?

Nein, tatsächlich überhaupt nicht, auch wenn es da ein paar Überschneidungen gibt. Im Prinzip sind wir eine ehrenamtliche Gruppe von Menschen, die sich aus verschiedenen Initiativen als zivilgesellschaftliche Personen zusammengefunden haben. Wir sind zehn Leute, und zwei von diesen zehn sind auch bei „Laut gegen Rechts“ aktiv. Alle anderen haben einen anderen Background. Ich persönlich bin zum Beispiel vom Club Verstärker. Dann haben wir zum Beispiel auch jemanden von „Fridays for Future“ dabei. Im Prinzip stehen aber unsere eigentlichen Initiativen bei „Musik gegen Rechts“ überhaupt nicht im Vordergrund, sondern eher die Botschaft, die wir bei der Veranstaltung übertragen wollen und dass wir uns zivilgesellschaftlich gegen Rechts engagieren wollen. Dazu kommt, dass wir zeigen wollen, dass es eine gemeinsame Verantwortung ist, die wir alle haben, damit unsere Gesellschaft offen und solidarisch bleibt. Das Projekt wurde gestartet, weil der DGB kommuniziert hat, dass die Bühne für den 1. Mai schon am 30. April steht, unbespielt. Und dann haben wir uns gedacht: Okay, dann müssen wir die Chance nutzen und etwas starten.

Wie soll die Veranstaltung ablaufen? Es sollen sich ja dort laut Infos von „Musik gegen Rechts“ auch Vereine, Initiativen und Nicht-Regierungsorganisationen vorstellen, zwischen den Bands. Ist das so richtig?

Nicht zwischen den Bands, sondern davor. Der Ablauf ist so, dass um 16:30 Uhr, wenn die Bühne fertig aufgebaut ist, der „Markt der Möglichkeiten“ starten soll, bei dem sich verschiedene Initiativen aus Bremen vorstellen. Das sind unter anderem Attac oder die Solidarische Hilfe, die Beratung für Alltagsthemen anbietet oder auch rechtliche Themen. Die „Omas gegen Rechts“ sind dabei, ebenso Soliport Bremen (Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt), aber auch Liela, ein Verein, der wohnungs- und obdachlose Frauen unterstützt. „Rotkäppchens Garten“ wird da sein; sie machen Nachbarschaftshilfe im Viertel.

Wir zielen damit auf Teilhabe ab; das heißt, wir wollen die Vielfalt der Möglichkeiten zeigen, die ein zivilgesellschaftliches Engagement bietet. Gleichzeitig wollen wir aufzeigen, was es in Bremen alles gibt und wo man mitmachen kann oder wo man sich auch Hilfe holen kann, wenn man mit Schwierigkeiten steckt. Vielleicht entwickelt sich ja sogar ein Dialog und es bilden sich sogar neue solidarische Netzwerke.

Wirklich gute Sache ! Es sollen dann ja auch noch Bands auftreten.

Genau. Die Bands sind das Abendprogramm. Am späten Nachmittag findet, wie gesagt, erstmal der Markt der Möglichkeiten statt, und um 18 Uhr dann das künstlerische Bühnenprogramm. Da haben wir auch einen „Spoken Word Act“ dabei, aber eben auch einige musikalische Acts. Wir haben dabei versucht, möglichst vielfältige Genres und Perspektiven abzudecken, um ein breites Publikum anzusprechen und eine inklusive Atmosphäre zu schaffen.

Die Veranstaltung haben wir in nur ein paar Wochen organisiert, der Anspruch war relativ hoch, aber schwierig zu schaffen in der kurzen Zeit. Aber ich glaube, wir haben jetzt eine ganz gute Bandbreite abgedeckt, vor allem eine migrantische Perspektive auch im Line-up vertreten. Das Line-up wird jetzt diese Woche nach und nach veröffentlicht. Vladi Wostok und Chrisso / Dirty Old T-Shirt stehen schon fest. (Stand: Dienstag, 23. April 2024)

Ja, die Bands sind mir beide ein Begriff. Coole Acts. Aber es kommen ja noch mehr, oder?

Ja, aber die darf ich leider noch nicht verraten.

Okay. Wonach habt ihr die Bands ausgesucht?

Wir haben uns auf jeden Fall Künstlerinnen und auch Rednerinnen gewünscht, die eine solide Haltung gegen Rechts haben, die sich mit Themen wie Demokratie, Vielfalt, Menschenrechten auseinandersetzen und die auch in ihrer Kunst oder in ihren Beiträgen diese Werte vermitteln. Das war uns wichtig, und es war uns auch wichtig, besonders Menschen oder Gruppen eine Bühne zu bieten, die sie sonst oftmals nicht bekommen, weil sie aufgrund ihres Aussehens oder anderer Gründe rassifiziert werden.

Am Ende steht natürlich bei der Veranstaltung auch weniger das künstlerische Programm im Vordergrund als vielmehr die Message und das Zusammenkommen, das ist uns schon wichtig. Es geht da nicht nur darum, ein cooles Line-up zu haben, sondern auch darum, dass wir einen Standpunkt klar machen und zeigen, wie vielfältig Bremen ist und dass Bremen eine offene und solidarische Stadt ist und bleibt.

Bei der Finanzierung haben sich ja auch Bremer Institutionen beteiligt. War das eher schwer oder nicht so schwer, Unterstützer zu finden?

Also, es war tatsächlich extrem schwer. Wir haben zum Glück tolle Unterstützerinnen und Unterstützer. Wir haben verschiedene Quellen der Finanzierung, zum Beispiel hat der DGB die Bühne gestellt, wie ich anfangs schon einmal gesagt hatte. Das ist ein Riesenkostenpunkt, der uns da abgenommen wird. Im Moment ist die Veranstaltung noch nicht vollständig finanziert (Stand 22. April 2024), deswegen sind wir auch sehr, sehr dankbar, und die Dienstleisterinnen und Künstlerinnen, die beteiligt sind, bringen da so großes Vertrauen entgegen. Wir warten gerade noch auf eine Rückmeldung für eine Förderung. Das entscheidet sich diese Woche. Und der Abend kann im Prinzip auch nur stattfinden, weil so viele der Beteiligten aus einer soliden Haltung und ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement heraus bereit sind, auf ihre Gage, ihr Gehalt oder sonstige Bezahlung im Zweifel zu verzichten, wenn die Finanzierung nicht durchgeht. Wir machen das selber auch alle ehrenamtlich. Da fließen im Moment echt viele Stunden rein. Wir sind auf Verständnis bei unseren Arbeitgebern angewiesen, dass sie jetzt in dieser Woche vor allem noch akzeptieren, dass wir da irgendwie relativ flexibel auch Stunden in unser Ehrenamt stecken. Und anders wäre das nicht machbar gewesen, tatsächlich.

Plant oder hofft ihr auf „Musik gegen Rechts“ als regelmäßige Veranstaltung?

Wir haben das Rad ja auch nicht neu erfunden. „Vielfalt rockt“ gab es vor der Corona-Pandemie schon mal auf dem Domshof. Und dann gibt es in Bremen-Nord jedes Jahr die Aktionswochen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, die über das Kulturbüro Bremen-Nord laufen, also auch eine Kulturveranstaltung gegen Rechts. Ich glaube, es gibt in der gesamten Bremer Kultur eine sehr stabile Haltung für Solidarität. Und deswegen, glaube ich, ist das Konzept sowieso zukunftsfähig und sinnvoll, ob wir jetzt das nächste Jahr genauso wieder machen. Wir wollen den 30. April erstmal abwarten, wie es läuft und ob wir uns danach als Gruppe noch verstehen und so zusammenbleiben.

Wir haben uns ja jetzt auch total vor ein paar Wochen das erste Mal kennengelernt, was natürlich auch total besonders ist. Das ist einfach eine ganz neue Gruppe, die sich da zusammengetan hat und gemeinsam da echt was auf die Beine stellt, was sehr viel Zeit frisst und total neu auch für viele ist, die selber noch gar nicht im Kulturbereich gearbeitet haben. Ich glaube, das ist schon was Besonderes. Und wir haben auch schon so ein paar Ideen, wie wir auf dieser Veranstaltung aufbauen können. Also ich glaube, da kann man auf jeden Fall gespannt sein, was da noch kommt.

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