Foto: Sascha Schröder

Konzertbericht: WATCHOUT STAMPEDE & NEIGHBOORHOOD ALLSTARS im Tower

22.04.2023, Markus Schaedel, Lesedauer: 5 Min

Eigentlich wollten Watchout Stampede an Gründonnerstag im Tower nur ihre Bremer „Homecoming Show“ vom Dezember 22 nachholen, die wegen der Pandemie kurzfristig geplatzt war.

Da man sich für dieses Jahres-Highlight schon immer etwas Besonderes überlegt hat und Corona im letzten Jahr auch andere Events verhindert hatte, luden sich die vier Metalcorer für diese Nacholshow Musiker aus der Bremer Szene als Gastsänger ein.

“Support your Locals“ live on Stage – Super Idee. Hinterher muss man festhalten, dass man dieses Ritual der sehr gern regelmässig wiederholen könnte, denn das Konzert wird wohl als insgesamt sehr positives Gesamterlebnis der Bremer Szene im Gedächtnis bleiben.

INTRO

Gründonnerstag Abend, entspannte Frühlings Stimmung und viel los in der Bahnhofsvorstadt. Vorm Tower sammelt sich nur wenig junges Metal Volk, dabei ist das Konzert doch ausverkauft..?
Wenn man kurz vor Acht hineingeht weiß man auch warum, denn es ist schon proppevoll hier – sogar so voll dass ich gleich am Eingang stehen bleibe. Man der Tower ist echt ne chillig stilvolle Sardinenbüchse. Vielleicht quetscht man sich noch später nach vorne durch, vielleicht auch nicht. Als Support spielen erstmal Chaos Bay, eine etablierte Metal Core Band aus Berlin.

CHAOS BAY

20.00 Uhr. Los geht’s. Chaos Bay also: 3 schlaksige Normalo Typen Ende 20 die Hawaiihemden und/oder -Hosen tragen spielen melodischen Metalcore an dem es an sich nichts auszusetzen gibt, der aber verflixt hier nocht nicht so richtig zünden will. Vorband sein ist halt ein echt undankbarer Job.
Vielleicht liegts ja auch ein bisschen daran dass ihr Bassist heute nicht kann (weil er in einer wichtigeren Band spielt ?). Ein ausgeschnittenes lebensgrosses Konterfei aus Pappe von ihm, das die Band zwischendurch mal hochhält beweist wenigstens dass es ihn gibt. Doch die Minen der Zuschauer hier bleiben auch trotz dieses Gags erstmal eher nüchtern.

Habt ihr Bock auf den alten Scheiss..?! ruft Sänger Jan nach ca 20 Minuten. Zwar gröhlen alle spontan „Ja“ – um sich allerdings gleich darauf fragend anzusehen.. “Ähm..” “Ey, Kennt hier doch eh keiner!“ korrigiert ihn der 2. Gitarrist….Aber alles egal jetzt. Der alte Scheiss, druckvoller und konsequenter vorgetragen zieht jedenfalls schon viel besser an..Vielleicht sollten sie immer mit dem alten Scheiss anfangen. Der sitzt hier nämlich richtig gut. Und so kriegen die 3, die ihrem Namen ein bisschen alle Ehre machen doch noch die Kurve um die Gunst des Publikums. Das Ganze mündet nach ca 45 Minuten Show in dem Police Cover „Message in a Bottle“, der eindeutig am besten einschlägt.

Fotogalerie Chaos Bay (alle Fotos: Sascha Schröder)

WATCHOUT STAMPEDE

21.15 – Nach der Umbaupause mit Vorhang vor der winzigen Tower Bühne ist es dann soweit: Watchout Stampede legen mit „Midas“ los. Kein zaghafter Anfang, nein, gleich das volle Brett Metalcore. So wollen es die Leute hier aber auch haben.

Sänger Andro mit mystischem schwarzem Kapuzenhoodie posed, hüpft, stampft, gröhlt powert, gibt alles – immer den Blickkontakt mit dem Publikum suchend – souverän. Auch die Stimme klingt wieder irgendwie satter, nicht mehr so krächzend wie zuletzt.

Dennis inzwischen einziger Gitarrist und Sänger für die melodischen Parts tobt, rockt, fast durchgehend, verausgabt sich sichttlich und schonungslos. Als selbst Gitarrist ist es mir immer ein Rätsel wie man bei so intensiven Moves, so präzise und timingfest im Spiel bleiben kann. Das gleiche gilt für Bassist Stefan und Drummer Tolga.

Auch bei ´Heroes die´ und ´Wolfpack´ präsentieren sie sich spielerisch und Show technisch professionell. Keine Frage: Watchout Stampede sind immernoch die walzende Soundmaschine, die sie immer waren. Voll unter Strom, aber immer noch kontrolliert.

Beim 4. und 5. song folgen die ersten beiden Gast Sänger+ innen, zuerst Johnny vom Rock Duo Below Zero. Der sitzt sonst eher singend am Schlagzeug während Kumpel Max die E-Gitarren Saiten shreddert. Ebenso wie bei Celine von ´Insomnia´, die den Song ´Unfaithful´ singt, merkt man schon, dass es für Metal Core genre-fremde Gastsänger heute nicht so leicht ist gegen die Lautstärke der Sound Maschine Watchout anzuschreien und immer 100 prozentig genau auf dem Ton zu bleiben. Sauschwer. Beide kommen aber super an und bestätigen hinterher, dass die Sache eine fulminante neue Erfahrung war und riesen Spass gemacht hat. Und das nicht zuletzt auch weil man sich backstage mit anderen Musikern aus Bremen connecten konnte zu denen man sonst eher aufschaute.

Fotogalerie: Watchout Stampede & Gäste (43 Bilder)

Danach folgt ´Black´, den die Band wieder solo performt und der wie bereits „Heroes die“ von ihrer aktuellsten ´Inversions´ Ep stammt. Damit hatte man zuletzt versucht, in der glattgebügelten Welt des Metalcore etwas Neues zu wagen, alles einfach etwas roher und rauher (dazu auch unser Interview). Ob den neuen rauheren Stil hier heute jemand wirklich explizit wahrnimmt weiss ich nicht. Es rockt halt, nimmt einen mit und das ist es, was alle hier wollen.

„Jetzt haben wir einen alten Freund und Weggefährten, Aaron von Rising Insane..“ kündigt Ando den nächsten Gastsänger an, der hier genau wie Dennis im Gespräch mit dem Publikum locker und ehrlich wirkt. Nichts Aufgesetztes. So macht das Spass. ´Emily´ ist der Song den sie performen, und der wirkt professionell, wie alle Performances heute.

Dabei sind druckvoller Metal Sound und Sardinenbüchsen Umgebung ein undankbarer Job für jeden Soundmixer was man kurzzeitig ein einem abartigen Dröhnen am Songende merkt.

Rising Insane Frontman Aaron war hinterher jedenfalls sehr froh ein Teil dieser Aktion gewesen zu sein: „War super cool und hat mega Spaß gemacht. Man hat gemerkt, dass die Bremer Szene Bock hat, das macht Lust auf mehr!“

So Leude.. Wer hat mein Schlüsselbund ?! - Foto: Sascha Schröder

Der Auftritt von Anchors & Hearts mit dem die Band eigentlich Kate Bushs „Running up that Hill“ aus den 80-ern performen möchte, den beide Bands bereits als gemeinsamen Track veröffentlicht haben, läuft leider nicht ganz wie geplant weil Sänger Manu krank ist. „Wo sind Tim und Thorsten (Bandmitglieder) ..bitte mal melden..! fordert Ando in Richtung Crowd. Natürlich melden sich 10 Leute. Aber die beiden sind hier und sehen zu wie Watchout den Song solo performen.

Tom Rieke von ´Headgear´, macht dann erstmal kurz Werbung für das Voting seiner Band beim Contest in Sulingen – Ando wirft ein.. Ey wir haben da mal gewonnen und jetzt seht, was aus uns geworden ist..“ Aber egal. Tom gibt bei ´Farewell´ dann jedenfalls wie gewohnt alles, inklusive Weitersingen beim nach Stagediving auf Publikumshänden in Richtung Ausgang durchgereicht werden. Er gesteht hinterher: „Ich hatte Bock und hab es ehrlich gesagt gehasst, nach dem Track wieder von der Bühne zu müssen. Es war pure Energie hat Spass gemacht und ich würde es sofort wieder machen.“

Alenna vom Bremer Power Pop Trio ´Lenna´ wird von Ando als Teil der besseren Bremer ´Silbermond´angekündigt und feiert heute mal im Streetstyle gekleidet, den Song „Pledge“ ab. Gelungen.

Am überzeugensten fand ich persönlich aber dann Jannik von ´Skyshaper´, der ´Goddess´singt; mit seiner eher höheren rauchigen Stimme bestens in das Watchout Soundgefüge passt und obendrein noch voll unter Metalstrom steht. Hinterher sagt er: „Hat Mega Spass gemacht. Auch mal wieder auf der Bühne zu stehen, während man zuletzt eher oft als Besucher unterwegs war. Würde mich freuen, wenn man sowas nochmal wiederholen kann.“

Marian von der Deutschrock-Punkband Annes Ex, wollte im Vorfeld erst gar nicht, fand als Deutsch Punk nicht so recht die Traute zum fremden Genre und musste von Gitarrist Dennis nochmal extra überredet werden, bis er für dem Gig heute zusagte. Grundlos. Die Version von ´We are the Branches´sitzt ohne Makel.

Marne von ´Maelfoy´ ist dann der letzte Gast und heizt bei ´Allspark´ wie gewohnt konsequent die Menge an. Für ihn war die Einladung heute schlicht eine Ehre wie er sagt: „Watchout Stampede sind in der Szene ja schon so ein bisschen Legenden. Wir sind Ihnen bei unseren Anfängen mit Maelfoy immer wieder mal über den Weg gelaufen bei verschiedenen Konzerten. Seitdem waren sie halt immer unsere Local Heroes – auf das Level wollte man irgendwie immer kommen.“

Und wie immer bei unterhaltenden Konzerten ist die Zeit viel zu schnell vorbei.Noch kurz eine Zugabe „Die Young“ von Kesha zum letzten Abfeiern und das wars. Es ging wirklich Schlag auf Schlag hier.

Am Ende bleibt trotz des irgemdeie schnellen Durchlaufs ein besonderer Eindruck von diesem Abend. Denn nicht nur dass sich die heimische Watchout Community heute gefühlt vergrössert hat –  auch die Gastsänger-Idee an sich wird wohl im kollektiven Gedächtnis bleiben. Sie kam jefenfalls sehr gut an hier. Watchout Stampede können machen was sie wollen, sie sind nette Typen, die Bock haben, mit ihren Fans zusammen Dampf abzulassen – Das war heute hier absolut gegenwärtig. Und deswegen funktioniert die Idee auch, zumindest mit jedem Musiker dem es genauso geht. Und wenn Musiker etwas zusammen bewirken , strahlen sie etwas aus, das für Medien (nicht nur für unser Magazin) unwiderstehlich ist. Also ruhig weiter sagen und nachmachen 😉

(Video: Bandvideo des Gigs auf Facebook)

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Das sagten die Gastsänger hinterher:

War super cool, hat mega Spaß gemacht und ich bin super stolz, ein Teil dieser Aktion gewesen zu sein. An dem Abend hat man gemerkt, dass die Bremer Szene Bock hat, das macht Lust auf mehr. Dafür gilt nochmal ganz besonderer Dank an die Jungs von WOS und das Team vom Tower!
Aaron
Rising Insane
Für mich persönlich war es so das erste mal, soetwas zu erleben - Bei einer anderen Band zu Gast auf der Bühne stehen zu dürfen und einen Song von ihnen zu performen. Es war eine tolle Möglichkeit, sich mit anderen Sänger*innen bzw. Bands auszutauschen und zu connecten. Für mich persönlich nochmal was ganz besonderes, in ein anderes Musikgenre als sonst (Pop) und mit der Band das Rockgenre. Hab da auch nen Gefallen dran gefunden, hat sehr Spaß gemacht und würde jederzeit wieder mitmachen.
Celine
Insomnia
Aufregend wars. Ich wurde von Dennis angefragt und habe ihm erstmal eine Absage gegeben, weil ich gesagt habe, ich krieg das nicht hin was ihr von mir möchtet. Ando und du, ihr seid so talentiert in dem was ihr macht das kann ich einfach nicht matchen.Aber Dennis war dann hartnäcking und hat gesagt, Komm schon, wird geil weil es geht um den Spass an der Sache und damit hat er mich dann auch weich gekocht. Dann habe ich halt für diesen Gig geprobt bis ich gemerkt habe: Komm lass es einfach irgendwie auf der Bühne passieren..
Marian
Annes Ex
Ich hatte die Ehre von Wos den Song Farewell performen zu dürfen und es war mir eine Ehre einen meiner Lieblingssong der Jungs live darbieten zu dürfen. Ich hab es ehrlich gesagt gehasst nach dem Track wieder von der Bühne zu müssen. Es war pure Energie. Sowohl vor, als auch auf der Bühne und eine total angenehme Atmosphäre Backstage. Auch die Künstler, die sonst nicht aus dem.Metal kamen haben sich nahtlos ins Set eingepflegt und dazu beigetragen, dass es von vor bis hinten eine runde Sache geworfen ist. Ich würde es sofort wieder machen.
Tom Rieke
Headgear
War schon eine Ehre denn Watchout Stampede sind in der Szene ja schon so ein bisschen Legenden. Ich selber kenne sie schon seit über zehn Jahren. Ich habe sie 2011 in Vechta live gesehen und fand sie da schon total cool und man ist sich dann immer wieder mal über den Weg gelaufen bei verschiedenen Konzerten. Seitdem wir unsere Band haben, hat man oft hier und da mal mit einander zu tun gehabt.Sie waren halt immer unsere Local Heroes – auf das Level wollte man irgendwie immer kommen und dementsprechend war es so richtig cool, als Sänger von ihnen angefragt zu werden.
Marne
Maelfoy
Für mich war das eine unfassbare, tolle Erfahrung. Normalerweise bin ich es gewohnt bei Below Zero als Leadsänger am Schlagzeug zu sitzen. Vorne nun als Sänger zu stehen, zu performen und dabei nur das Funkmikrofon in der Hand zu haben, war für mich ein echt neues Gefühl. Ich habe Sänger und Sängerinnen von deutlich größeren Bremer Bands kennengelernt, wo ich nie gedacht hätte, dass ich mich mal direkt mit ihnen austauschen kann, und schon gar nicht, dass ich als jüngster in dieser Runde mit Watch Out Stampede einen Song performen darf. Es hat mir unfassbar Spaß gemacht und ich hoffe auf schon bald weitere coole Projekte mit anderen Musikern aus Bremen und und umzu.
Johnny
Below Zero
Es war einfach ein sehr cooler Abend. Hat Mega Spass gemacht. Auch mal wieder auf der Bühne zu stehen, während man zuletzt eher oft als Besucher unterwegs war. Mit Watchout spielen und die eigene Band vertreten war auf jeden Fall auch super. Ausserdem hat es mich gefreut, noch ein paar andere Koleg+innen kennenzulernen aus der Bremer szene und sich auszutauschen. Das war einfach ein toller Vibe.Alle sehr freundlich, sehr cool drauf miteinander.Würde mich freuen, wenn man sowas nochmal wiederholen kann.
Jannik
Skyshaper

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