Eigentlich wollten Watchout Stampede am Gründonnerstag im Tower nur ihre Bremer „Homecoming Show“ von Dezember 22 nachholen weil die coronabedingt geplatzt war.
Weil man sich für diesesjährliche Highlight schon immer etwas Besonderes überlegt hatte und zuletzt eher die eigenen Tourausfälle das Hauptthema der Band waren, luden sich die vier Metalcorer diesmal Musiker aus der Bremer Szene als Gastsänger ein.
Support your Locals“ live on Stage eben. Gute Sache. Nebenbei war es auch eine Wiedereinführung eines wirksamen Musikertrends, der auch in Zukunft fruchten könnte.
INTRO
Gründonnerstag Abend, entspannte Frühlings Stimmung und viel los in der Bahnhofsgegend. Vorm Tower sammelt sich nur wenig junges Metal Volk, dabei ist das Konzert doch ausverkauft..?
Wenn man kurz vor Acht hineingeht weiß man auch warum, denn es ist schon proppenvoll hier – sogar so voll dass ich gleich am Eingang stehen bleibe. Man der Tower ist echt ne chillig stilvolle Sardinenbüchse. Vielleicht quetscht man sich noch später nach vorne durch, vielleicht auch nicht. Zuerst spielen Chaos Bay eine etablierte Metal Core Band.
CHAOS BAY
20.00 Uhr. Los geht’s. Chaos Bay aus Berlin also: 3 schlagsige Normalo Typen Ende 20 die Hawaiihemden oder -Hosen tragen spielen melodischen Metalcore an dem es an sich nichts auszusetzen gibt, der aber verflixt hier nocht nicht so richtig zünden will. Vorband sein ist halt ein echt undankbarer Job.
Vielleicht liegts ja auch ein bisschen daran dass ihr Bassist heute nicht kann – weil er in einer wichtigeren (?) Band spielt. Ein ausgeschnittenes lebensgrosses Konterfei aus Pappe von ihm, das die Band zwischendurch mal hochhält beweist wenigstens dass es ihn gibt. Doch die Minen der Zuschauer hier bleiben auch trotz des Gags erstmal nüchtern.
Habt ihr Bock auf den alten Scheiss..?! ruft Sänger Jan nach ca 20 Minuten. Zwar gröhlen alle spontan „Ja“ – um sich allerdings gleich darauf fragend anzusehen.. Ähm..“Ey, Kennt hier doch eh keiner!“ korrigiert ihn der 2. Gitarrist….Aber alles egal jetzt. Der alte Scheiss, druckvoller und konsequenter vorgetragen zieht jedenfalls schon viel besser an..Vielleicht sollten sie immer mit dem alten Scheiss anfangen. Der sitzt hier nämlich richtig gut. Und so kriegen die 3, die ihrem Namen ein bisschen alle Ehre machen doch noch die Kurve um die Gunst des Publikums. Das Ganze mündet nach ca 45 Minuten Show in dem Police Cover „Message in a Bottle“, der eindeutig am besten einschlägt.
WATCHOUT STAMPEDE
21.15 – Nach der Umbaupause mit Vorhang vor der winzigen Tower Bühne ist es dann soweit: Watchout Stampede legen mit „Midas“ los. Kein zaghafter Anfang, nein, gleich das volle Brett Metalcore. So wollen es die Leute hier auch haben.
Sänger Andro mit mystischem schwarzem Kapuzenhoodie post, hüpft, stampft, gröhlt powert, gibt alles – immer den Blickkontakt mit dem Publikum suchend – souverän. Auch die Stimme klingt wieder irgendwie satter, nicht mehr so krächzend wie zuletzt.
Dennis inzwischen einziger Gitarrist und Sänger für die melodischen Parts tobt, rockt, fast durchgehend, verausgabt sich sichttlich und schonungslos. Als selbst Gitarrist ist es mir immer ein Rätsel wie man bei so intensiven Moves, so präzise und timingfest im Spiel bleiben kann. Das gleiche gilt für Bassist Stefan und Drummer Tolga.
Auch bei ´Heroes die´ und ´Wolfpack´ präsentieren sie sich spielerisch und Show technisch professionell. Keine Frage: Watchout Stampede sind immernoch die walzende Soundmaschine, die sie immer waren. Voll unter Strom, aber immer kontrolliert.
Beim 4. und 5. song folgen die ersten beiden Gast Sänger+ innen, zuerst Johnny vom Rock Duo Below Zero. Der sitzt sonst eher singend am Schlagzeug während Kumpel Max die E-Gitarren Saiten shreddert. Ebenso wie Celine von ´Insomnia´, die den Song ´Unfaithful´ singt, merkt man schon dass es für Metal Core genre-fremde Gastsänger heute nicht so leicht ist gegen die Lautstärke der Sound Maschine Watchout anzuschreien und immer 100 prozentig genau auf dem Ton zu bleiben. Sauschwer. Beide kommen aber super an und bestätigen hinterher, dass die Sache eine fulminante neue Erfahrung war und riesen Spass gemacht hat. Und das nicht zuletzt auch weil man sich mit anderen Musikern aus Bremen connecten konnte zu denen man sonst eher aufschaute.
Fotogalerie: Watchout Stampede & Gäste











































Danach folgt ´Black´, den die Band wieder solo performt und der wie bereits „Heroes die“ von ihrer aktuellsten ´Inversions´ Ep stammt. Damit hatte man zuletzt versucht, in der glattgebügelten Welt des Metalcore mal etwas Neues zu wagen, alles einfach etwas roher und rauher (dazu auch unser Interview). Ob den neuen rauheren Stil hier heute jemand wirklich explizit wahrnimmt weiss ich nicht. Es rockt halt , zieht mit und das ist, was alle hier wollen.
„Jetzt haben wir einen alten Freund und Weggefährten, Aaron von Rising Insane..“ kündigt Ando den nächsten Gastsänger an, der hier genau wie Dennis im Gespräch mit dem Publikum locker und ehrlich wirkt. Nichts Aufgesetztes. So macht das Spass. ´Emily´ ist der Song den sie performen, und er wirkt – was soll man sagen – alle hier auf der Bühne sind professionell genug, um das perfekt durchzuziehen. Dabei sind druckvoller Metal Sound und Sardinenbüchsen Umgebung ein undankbarer Job für jeden Soundmixer was man kurzzeitig ein einem abartigen Dröhnen am Songende merkt.
Aaron war hinterher jedenfalls sehr froh, ein Teil dieser Aktion heute gewesen zu sein: „War super cool und hat mega Spaß gemacht. Man hat gemerkt, dass die Bremer Szene Bock hat, das macht Lust auf mehr!“
Der Auftritt von Anchors & Hearts mit dem die Band eigentlich Kate Bushs „Running up that Hill“ aus den 80-ern performen möchte, den beide Bands bereits als gemeinsamen Track veröffentlicht haben, läuft leider nicht ganz wie geplant weil Sänger Manu krank ist. „Wo sind Tim und Thorsten (Bandmitglieder) ..bitte mal melden..! fordert Ando in Richtung Audience. Natürlich melden sich 10 Leute. Aber die beiden sind hier und sehen zu wie Watchout den Song solo performen.
Tom Rieke von ´Headgear´, macht dann erstmal kurz Werbung für das Voting seiner Band beim Contest in Sulingen – Ando wirft ein.. Ey wir haben da mal gewonnen und jetzt seht, was aus uns geworden ist..“ Aber egal. Tom gibt bei ´Farewell´ dann jedenfalls wie gewohnt alles, inklusive Weitersingen beim nach Stagediving auf Publikumshänden in Richtung Ausgang durchgereicht werden. Er gesteht hinterher: „Ich hatte Bock und hab es ehrlich gesagt gehasst, nach dem Track wieder von der Bühne zu müssen. Es war pure Energie hat Spass gemacht und ich würde es sofort wieder machen.“
Alenna vom Bremer Power Pop Trio ´Lenna´ wird von Ando als die besseren Bremer ´Silbermond´angekündigt und feiert heute mal im Streetstyle gekleidet, den Song „Pledge“ ab. Gelungen.
Am überzeugensten fand ich persönlich aber dann Jannik von ´Skyshaper´, der ´Goddess´singt; mit seiner eher höheren rauchigen Stimme bestens in das Watchout Soundgefüge passt und obendrein noch voll unter Metalstrom steht. Hinterher sagt er: „Hat Mega Spass gemacht. Auch mal wieder auf der Bühne zu stehen, während man zuletzt eher oft als Besucher unterwegs war. Würde mich freuen, wenn man sowas nochmal wiederholen kann.“
Marian von der Deutschrock-Punkband Annes Ex, wollte erst gar nicht, fand nicht so recht die Traute zum fremden Genre und musste von Dennis nochmal extra überredet werden bis er zusagte. Grundlos. Die Version von ´We are the Branches´sitzt ohne Makel.
Marne, von ´Maelfoy´ ist dann der letzte Gast und heizt bei ´Allspark´ wie gewohnt konsequent die Menge an. Für ihn war die Einladung heute schlicht eine Ehre wie er sagt: „Watchout Stampede sind in der Szene ja schon so ein bisschen Legenden. Wir sind Ihnen bei unseren Anfängen mit Maelfoy immer wieder mal über den Weg gelaufen bei verschiedenen Konzerten. Seitdem waren sie halt immer unsere Local Heroes – auf das Level wollte man irgendwie immer kommen.“
Und wie immer bei unterhaltenden Konzerten ist die Zeit viel zu schnell vorbei.Noch kurz eine Zugabe „Die Young“ von Kesha zum letzten Abfeiern und das wars. Es ging wirklich Schlag auf Schlag hier.
Am Ende bleibt trotzdem ein besonderer Eindruck von diesem Abend. Denn nicht nur dass sich die heimische Watchout Community heute gefühlt vergrössert hat – auch die Gastsänger -Idee an sich wird wohl im kollektiven Gedächtnis bleiben. Denn sie ist gut. Watchout Stampede können machen was sie wollen, sie sind nette Typen, die hauptsächlich Bock haben, mit ihren Fans zusammen Dampf abzulassen – Das war heute hier absolut gegenwärtig. Und deswegen funktioniert die Idee auch, zumindest mit jedem der Bock drauf hat. Und wenn Musiker etwas zusammen bewirken wollen, ist das immer auch ziemlich medienwirksam. Also, bitte Weitersagen 😉
(M.Schaedel)
Das sagten die Gastsänger hinterher:






